Mittleres Stadium der Demenz: Tipps für Angehörige

Das mittlere Stadium der Demenz ist geprägt von zunehmenden Symptomen und Einschränkungen. Mit Geduld, Humor und Flexibilität lässt sich dennoch ein liebevolles, sicheres und bereicherndes Miteinander gestalten.

Demenz mittleres Stadium Symptome

Das mittlere Stadium der Demenz in der Regel das längste und dauert viele Jahre an. Im mittleren Stadium verstärken sich die Demenz-Symptome. Bei Demenzformen wie Alzheimer wirkt sich die Vergesslichkeit immer mehr auf den Alltag aus. Tage, Uhrzeiten, Termine, Namen und Personen werden möglicherweise verwechselt. Aufgaben wie Kochen, Duschen, Anziehen oder Einkaufen können vielleicht nicht mehr selbständig ausgeführt werden.

Die Orientierung fällt merklich schwerer. Vielleicht schläft ihr Angehöriger auch schlecht und wandert nachts herum. Auch Gespräche verändern sich. Der Demenzpatient schweift möglicherweise ab, stellt die gleichen Frage mehrfach oder sucht häufig nach Worten. Eine besondere Herausforderung sind auch Stimmungsschwankungen, Trotz, Wutausbrüche oder depressive Verstimmungen.

Schwinden Erinnerungen immer mehr, werden Kinder oder der Partner vielleicht zeitweise oder letztendlich gar nicht mehr erkannt. Wissen und Kenntnisse, Hobbys und Talente – vieles davon verschwindet nach und nach. Es ist schmerzlich, diesen Prozess bei einem geliebten Menschen mitzuerleben. Mit den folgenden Tipps können Sie dafür sorgen, dass Sie selbst und der Demenzpatient gemeinsam diesen Weg mit möglichst wenig Stress bewältigen.
Für weitere Informationen lesen Sie auch unsere „Tipps zum Frühstadium“ und „Spätes Stadium Demenz„.

Ein älteres Ehepaar als Symbolbild für Demenz im mittleren Stadium

Das können Angehörige im mittleren Stadium der Demenz tun

Das mittlere Stadium der Demenz hält einige besondere Herausforderungen bereit. Mit den folgenden Tipps können Sie diesen gut gewappnet gegenüber treten. Da jede Erkrankung und jeder Patient anders sind und es zudem verschiedene Demenzformen gibt, sollten Sie jedoch immer individuell oder in Absprache mit dem Arzt oder Pflegepersonal über das passende Vorgehen entscheiden.

Hilfe in Anspruch nehmen

Das mittlere Stadium der Demenz ist von starken Änderungen geprägt. Symptome verschlimmern sich und machen sich im Alltag zunehmend bemerkbar. Darum ist jetzt der wichtigste Beitrag, den Sie als Angehöriger leisten können, sich die Hilfe zu holen, die nötig ist. Dabei geht es nicht nur um Unterstützung für den Betroffenen, sondern auch um eine Entlastung für Sie selbst. Denn auch die Familie und / oder der Partner profitieren von einer guten Beratung, Unterstützung und Pflege.

Neue gemeinsame Wege finden

Typisch bei Demenz ist, dass jeder Tag anders sein kann. Gute Tage werden sich möglicherweise mit sehr herausfordernden Tagen abwechseln. Eines ist aber (leider) sicher: Symptome und die Auswirkungen der Demenz werden sich im Verlauf der Monate und Jahre zunehmend bemerkbar machen. Dadurch verändert sich unweigerlich die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Angehörigen. Das heißt jedoch nicht, dass die Bindung weniger eng wird. Im Gegenteil, durch den gemeinsamen Weg kann sogar eine besonders enge Verbindung entstehen.

Dabei sind Flexibilität, Humor und viel Geduld gefragt. In der Beziehung werden Sie sicherlich mit der Zeit immer mehr Verantwortung tragen müssen. Der Alltag und das Miteinander ändern sich stetig. Mit der Zeit werden Sie aber Ihren ganz eigenen Weg finden. Helfen können dabei Selbsthilfegruppen und eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt, Pflegepersonal und allen anderen, denen das Wohl des Demenzpatienten am Herzen liegt. Bei Alzheimer-Selbsthilfegruppen, Demenz-Beratungsstellen oder den Krankenkassen können Sie auch nach Vorträgen und Schulungen für Angehörige fragen.

Gemeinsam Schönes erleben

Schreitet die Demenz weiter fort, ziehen sich Betroffene oft zurück. Gerade die Teilhabe am Sozialleben wirkt sich jedoch oft sehr positiv aus. Planen Sie also ruhig weiter gemeinsame Unternehmungen, aber passen Sie diese an die veränderten Umstände an. Was früher Spaß gemacht hat, macht den meisten Demenzpatienten auch weiterhin Freude.

Gartenarbeit, die Lieblingsmusik hören, Singen und selbst Musizieren oder Kochen lassen sich gemeinsam so gestalten, dass jeder dabei Aufgaben seinen Fähigkeiten entsprechend übernimmt. Selbst ein gemeinsamer Urlaub ist möglich, sollte aber genau geplant und am besten auch mit dem Arzt abgesprochen werden. Sie können Selbsthilfegruppen und Krankenkassen auch nach speziellen Angeboten und Ausflügen für Menschen mit Demenz fragen.

Achten Sie auf sich selbst

Vor allem als pflegender Angehöriger stehen Sei einer großen Verantwortung gegenüber. Es ist wichtig, dass Sie verstärkt auch auf sich selbst achten. Machen Sie Pausen und bleiben Sie mit Freunden weiterhin in Kontakt. Sorgen Sie für Entspannung, wann immer es möglich ist. Bitten Sie andere Familienmitglieder um Hilfe oder nehmen Sie die Ihnen gesetzlich zustehende Hilfe bei Bedarf in Anspruch. Achten Sie auf Glück im eigenen Leben!

Umgang mit Erinnerungsverlust

Wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr weiß, wer man ist, dann tut das weh. Es kommt häufig vor, dass Menschen mit Demenz Familienangehörige nicht mehr erkennen, sie beim falschen Namen nennen, verwechseln oder gar nicht mehr wissen, dass sie verheiratet sind oder Kinder haben. Der Grund dafür ist die zunehmende Zerstörung von Gehirnzellen. Nehmen Sie deshalb nicht persönlich, dass Ihr Angehöriger Ihren Namen nicht mehr kennt. Erinnern Sie den Demenzkranken lieber mit einem Foto an die vergessene Person oder gehen Sie liebevoll darüber hinweg.

Aufhalten können Sie diesen schmerzlichen Prozess leider nicht. Doch Sie können dazu beitragen, das Fortschreiten zu verlangsamen: Setzen Sie einen Menschen mit Demenz keinem großen Stress aus und vermeiden Sie wenn möglich größere Veränderungen (Umzug, Umgestaltung der Wohnräume). Sprechen Sie außerdem den behandelnden Arzt auf jede Verschlechterung der Symptome an. Oft können Medikamente lindernd wirken oder den Abbau verlangsamen.

Umgang mit Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit

Viele Angehörige von Demenzpatienten empfinden Änderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit am schwierigsten an der ganzen Erkrankung. Im mittleren Stadium der Demenz können Depressionen, Ängste, Verwirrung und irrationale Handlungen auftreten. Auch Schlafstörungen, verbale oder gar handgreifliche Wutausbrüche und zielloses Umherwandern gehören zu den Symptomen einer Demenz im mittleren Stadium. Hier auf unserem Portal finden Sie in dem Artikel über die Symptome der Demenz auch hilfreiche Hinweise, wie man mit diesen Symptomen am besten umgehen kann.

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Fördern und fordern im richtigen Maß

Umherwandern, Nervosität und Ängste kommen mit mittleren Stadium der Demenz häufig vor. Diese Symptome bessern sich manchmal, wenn der Demenzkranke zu mehr Bewegung und Aktivitäten angeregt wird. Auch der nächtliche Schlaf kann besser werden, wenn der Mensch mit Demenz tagsüber aktiv war. Außerdem hält es Geist und Körper fit, sich zu bewegen und Dinge selbst zu erledigen.

Was sich an Aktivitäten eignet, ist unterschiedlich. Jedem Menschen machen andere Dinge Freude. Schauen Sie Fotos an und erinnern Sie sich gemeinsam an Personen und Ereignisse. Führen Sie häufig Gespräche über unterschiedlichste Themen, auch wenn es dem Menschen mit Demenz vielleicht zunehmend schwerfällt. Beobachten Sie, was Ihr Angehöriger noch kann und fördern Sie diese Fähigkeiten ganz gezielt.

Manchmal lassen sich auch über Gerüche, das Streicheln eines Haustieres oder den Geschmack bestimmter Lebensmittel Assoziationen und positive Erinnerungen wieder erwecken. Überfordern Sie Ihren Angehörigen dabei aber nicht, damit keine Frustration entsteht. Da Menschen mit Demenz sich oft besonders gut an weit zurückliegende Dinge erinnern, können Sie versuchen, frühere Hobbys, alte Fotos oder die frühere Lieblingsmusik für Aktivitäten zu nutzen.

Kommunikation verändern

Gespräche können sich zunehmend schwierig gestalten. Oft versteht ein Mensch mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz nicht mehr genau, was Sie sagen. Es kann helfen, wenn Sie langsam, deutlich und in kurzen Sätzen sprechen. Statt Worten wirken manchmal auch Berührungen oder Gesten besser. Achten Sie darauf, welche Emotion Ihr Angehöriger zeigt und versuchen Sie, eher darauf zu reagieren als auf gesprochene Worte. Auch längerer Blickkontakt und ein Lächeln bewirkt manchmal mehr als eine Bitte.

Hilfe im Alltag

Je weiter die Demenz fortschreitet, desto schwerer fallen den Betroffenen Tätigkeiten wie das Ankleiden, die tägliche Körperpflege oder das Essen. Es kann für Angehörige schwierig sein einen Mittelweg zu finden: Zum einen sollten Sie den Menschen mit Demenz anregen, noch möglichst viel selbst zu erledigen. Zum anderen sollten Sie helfen, wo es nötig ist. Planen Sie deshalb vorher gleich ausreichend Zeit für Alltagstätigkeiten ein, um dann nicht ungeduldig zu werden.

Geben Sie dem Menschen mit Demenz Zeit, einfache Dinge selbst zu tun. Dabei sollten Sie möglichst nicht ungeduldig daneben stehen, um keinen Druck zu erzeugen. Geben Sie aber gerne Rat oder bieten Ihre Hilfe an, wenn es nötig ist. Komplizierte oder gefährliche Tätigkeiten können Sie von vornherein ganz selbst übernehmen. Menschen mit Demenz vergessen außerdem manchmal, zu essen und zu trinken. Ein gemeinsames Essen, ein schön gedeckter Tisch, Zuspruch und Lob können zum Essen animieren.

Sicherheit gewährleisten

Der letzte aber wichtigste Punkt ist die Sicherheit. Soll Ihr Angehöriger weiterhin zu Hause wohnen, dann lassen Sie sich dazu am besten von Experten beraten. Mit fortschreitender Demenz wird ein Alleinlassen aus Sicherheitsgründen irgendwann nicht mehr möglich sein. Gefahren wie das Weglaufen aus dem Haus, Stürze oder Haushaltsunfälle müssen verhindert werden. Falls Ihr Angehörige sich noch im Frühstadium der Demenz befindet, sprechen Sie am besten frühzeitig gemeinsam ab, wie sich das spätere Leben gestalten sollte.

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Bildquellen

  • Ein älteres Paar, im Hintergrund Sonnenschein: Ruslan Huzau | Shutterstock.com

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